Tischler-Tipps aus dem Holzatelier

Konstruktiver Holzschutz

Oder: Warum stehen die komplett aus Holz gebauten Stabkirchen Skandinaviens seit 800 Jahren und meine Gartenmöbel sind nach 10 Jahren kaputt?

Holz ist unter Einwirkung von Feuchtigkeit nur bedingt haltbar. Laut dem Buch „Bautabellen“ (Krapfenbauer 2006) hält z.B. die Rotbuche in trockenem Zustand 800 Jahre, in dauerhaft nassem Zustand 10 Jahre und bei einem Wechsel von Nass und Trocken 20 Jahre. Bei witterungsbeständigen Hölzern wie Eiche sieht es schon besser aus (trocken 1800 Jahre, nass 700, abwechselnd 120).

An diesen beiden Beispielen ist ersichtlich, dass Holz in trockenem Zustand am längsten hält und bei Nässe oder wechselnder Feuchtigkeit wesentlich kürzer. Das liegt daran, dass nicht nur das Wasser selbst Schaden anrichtet, sondern vor allem Kleinstlebewesen, die von Natur aus für den Abbau zuständig sind und bei mäßiger Feuchtigkeit am besten gedeihen.

Daher sollte Holz im Außenbereich oder Spritzwasserbereich (Küche, Bad,…) möglichst so verbaut werden, dass es trocken bleibt bzw. nach dem nass werden gut abtrocknen kann. Das verlängert die Lebensdauer der Konstruktion und spart Unmengen an chemischen Holzschutzmitteln wie Lasuren, Ölen, Lacken, etc.

Kaputtes Haus

Wie der konstruktive Holzschutz konkret auszuführen ist, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Aber es gibt ein paar einfache Dinge, die beachtet werden können:

Holz trocken verbauen, vor allem tragende Konstruktionen. Vor Regen, Spritzwasser und Erdkontakt schützen durch Dachvorsprünge, geeignete Unterlagen, etc. Das Wasser immer von der tragenden Konstruktion wegleiten.

Geeignete Holzarten für den Außenbereich / Feuchtebereich verwenden (z.B. Lärche, Eiche, Robinie).

Wenn Holz immer wieder nass wird für gutes Ablaufen des Wassers sorgen. Das Holz mit senkrechter Maserrichtung verbauen. Waagrechte Flächen oben und unten mit mind. 15° abschrägen. Oben bleibt das Wasser sonst stehen und unten rinnt es der Fläche entlang nach hinten anstatt abzutropfen.

Hirnholz schützen. Am Querschnitt ist Holz am saugfähigsten, darum sollte freiliegendes Hirnholz vermieden werden.

Waagrecht liegende Bretter so verbauen, dass die dem Kern zugewandte Seite nach oben zeigt. Beim verwerfen des Brettes bildet sich so ein Buckel nach oben (s. den Tipp: “Was die Jahresringe uns erzählen”).

Kontaktflächen von Holz auf Holz sind besonders gefährdet. Durch die Kapillarität wird das Wasser besonders gerne in kleine Ritzen und Löcher gesaugt. Ist die Kontaktfläche einmal innen nass, kann sie nur schwer wieder abtrocknen. Kontaktflächen entsprechend schützen, verleimen oder die direkte Berührung von Holz auf Holz und anderen saugenden Materialien vermeiden.

Vorsicht mit deckenden Anstrichen wie Lacken oder Dickschichtlasuren. Diese verhindern zwar eine Zeit lang den Kontakt mit Wasser. Aber wenn die Oberfläche einmal beschädigt ist oder der Anstrich spröde wird kann Wasser eindringen und nicht mehr gut abtrocknen. Das Holz wird dadurch oft schneller kaputt als ohne Anstrich. Deckende Anstriche sollten nur bei formstabilen, ast- und rissfreien Konstruktionen verwendet werden und müssen immer wieder erneuert werden.

Wer diese konstruktiven Maßnahmen so weit wie möglich beachtet wird sich über langlebige Holzkonstruktionen im Außenbereich freuen.

Was die Jahresringe uns erzählen

Viele von uns wissen es vielleicht schon seit der Kindheit: an den Ringen eines gefällten Baumes kann man abzählen wie alt der Baum war. Jeder Ring, von hell nach dunkel, steht für ein Jahr. Zumindest in unseren Breiten ist das so, wo die Bäume in ihrem Wachstum dem Lauf der Jahreszeiten folgen. Zu Beginn der warmen Jahreszeit bilden sie größere Zellen für einen leichteren Transport von Nährstoffen. Später im Jahresverlauf werden die Zellen kleiner und dichter, sie dienen dann dem Schutz und der Stabilität.

Aber uns Holzkundigen verraten die Jahresringe noch viel mehr. Sie sagen aufgrund ihrer Beschaffenheit und Anordnung unter anderem etwas aus über das Verhalten eines Brettes bei Temperatur- und Feuchtigkeitsänderung, über die Spaltbarkeit, die Schieferbildung oder die Qualität des Holzes.

Quellen und Schwinden

Ein Brett ändert seine Form, wenn die Feuchtigkeit sich ändert. Nicht unmittelbar, aber mit der Zeit passt das Holz sich seiner Umgebungsfeuchtigkeit an. Wird es feuchter quillt es auf. Trocknet es, schwindet das Holz, es wird kleiner. Und zwar unterschiedlich, je nach Richtung der Jahresringe. In Längsrichtung, wo die Jahresringe mehr oder weniger als lange Linien erscheinen, ändert es seine Größe fast gar nicht. Radial, also quer zu den am Querschnitt sichtbaren Jahresringen kann es die Größe um bis zu 5% ändern. Und tangential, also in Richtung der kreisförmigen Ringe, um bis zu 10%. Viele Konstruktionsarten haben sich aus Rücksicht auf diese Tatsache entwickelt. Darum sollte man zum Beispiel dem Holz immer genug Raum geben sich entsprechend zu bewegen, je mehr, umso veränderlicher das Umgebungsklima ist.

Außerdem verwirft sich das Brett bei Feuchtigkeitsänderung und bildet der Breite nach eine Schüssel oder macht einen Buckel. Und zwar vor allem bei „liegenden“ Jahresringen (wenn das Brett flach daliegt und die Ringe am Querschnitt waagrecht sind). Liegen die Kreisausschnitte wie ein „lachender Smiley“, so wird sich unter normalen Umständen beim Trocknen ein Buckel bilden (Merkregel: die Jahresringe „drehen sich gerade“). Das macht man sich zum Beispiel im Außenbereich zunutze, damit bei waagrechten Brettern das Regenwasser leichter abläuft und nicht wie in einer Schüssel stehenbleibt. Oder die Holzfassade sich nicht vom Haus „wegdreht“ und Fugen sich öffnen.

Allerdings lösen sich leichter Späne auf der Fläche wo das Holz einen Buckel bildet. Deshalb wird bei gutem Terrassenholz, wo man auch Barfuß gehen möchte, darauf geachtet, dass die Jahresringe erst gar nicht wie ein lachender oder trauriger Smiley daliegen, sondern aufrecht stehen.

Spaltbarkeit

Dass die Spaltbarkeit nicht in alle Richtungen gleich ist, weiß jede/r Holzhackende. Quer zum Stamm ist das Holz praktisch nicht spaltbar, das geht immer nur in Längsrichtung. Aber auch da gibt es Unterschiede, denn radial (durch die Mitte) spaltet es viel besser als tangential (parallel zu einem Jahresring im Querschnitt). Das sollte man auch beachten wenn man einen Nagel oder eine Schraube ins Holz treibt. In radialer Richtung passiert es viel leichter, dass das Brett spaltet, wenn nicht vorgebohrt wurde. Die Spaltbarkeit von Holz haben sich Menschen schon vor tausenden von Jahren zunutze gemacht, um das Holz zu bearbeiten und in die gewünschte Form zu bringen. Auch heute noch bauen einige Bearbeitungsmethoden auf dieser Eigenschaft auf, zum Beispiel das Fräsen oder Stemmen.

Holzqualität

Auch über die Qualität des Holzes an sich sagen die Jahresringe etwas aus. Sind die Ringe annähernd gleichmäßig breit, so ist der Baum ruhig und gleichmäßig gewachsen. Dementsprechend ruhig und vorhersehbar wird sich das Brett auch im verarbeiteten Zustand verhalten. Sind die Ringe aber unregelmäßig breit, so ist viel schwerer vorherzusehen, wie es sich mit der Zeit verhalten wird, wie es seine Form ändern wird, ob es sich verwirft, verzieht oder unregelmäßig quillt und schwindet.

Nadelhölzer bilden so lange sie können größere, leichtere Zellen. Erst wenn das Jahr zu Ende geht oder die Bedingungen widriger werden, bilden sie festere, dichtere Zellen. Deshalb werden bei Nadelhölzern enge Jahresringe bevorzugt, wenn das Holz langsamer gewachsen ist. Das ist zum Beispiel in höheren Lagen der Fall oder in kälteren Klimazonen. Dann hat das Holz mehr von dem festeren, stabileren „Spätholz“.

Bei Laubbäumen ist es genau umgekehrt. Sie bilden zu Beginn der Saison immer einen relativ gleich breiten Ring aus lockerem Leitgewebe und dann so lange festeres Gewebe, bis das Jahr zu Ende geht. Also je länger die Saison ist, je schneller der Laubbaum wachsen kann, umso mehr festere Zellen hat er gebildet, umso stabiler, aber auch schwerer, ist das Holz.

So viel und noch viel mehr verraten uns bereits die Jahresringe eines einzelnen Brettes, eines einzelnen Baumes. Was uns dann wohl die Wurzeln, Blätter, Früchte und Geister der Bäume alles zu erzählen haben…

Jahresringe liegend

Jahresringe am Brettquerschnitt

oben: “liegend”

unten: “stehend”

Jahresringe stehend

Werkstoff erkennen

Ist mein Möbel aus Massivholz?

Manchmal ist es auf den ersten und zweiten Blick gar nicht so einfach festzustellen, ob ein Möbel aus Massivholz ist oder nicht. Es gibt Platten die furniert sind (mit dünnen Holzplatten beleimt) oder mit Kunststoff in Holzdekor beschichtet sind und Massivholz täuschend ähnlich sehen. Irreführende Bezeichnungen wie „Echtholz-Optik“ tragen noch ihren Teil dazu bei. Oft wird davon ausgegangen, ein massives Möbel zu kaufen oder zuhause zu haben, obwohl es nicht stimmt.

Legt man Wert auf Massivholz sollte bereits bei der Anschaffung eines Möbels darauf geachtet werden. Doch auch wenn man vorhat ein Möbel zu reparieren, restaurieren, umzubauen oder zu verheizen, ist es gut zu wissen aus welchem Material es besteht.

Um zu erkennen ob ein Möbelteil aus Massivholz besteht, gibt es einen einfachen Trick: Plattenwerkstoffe bekommen meistens Kanten aufgeleimt und haben somit an keiner Kante „Hirnholz“ sichtbar. Hirnholz wird das Holz genannt, dass man im Querschnitt sieht, also z.B. wenn man einen Baum quer durchsägt. Man sieht die Jahresringe als Kreise bzw. Kreisausschnitte.

Ist an einer Kante der Plattenwerkstoff, z.B. eine Spanplatte, Sperrholz, usw. erkennbar ist der Fall sowieso eindeutig.

Verläuft die Maserung auf allen Flächen und Kanten ähnlich, nämlich in Längsrichtung, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um Massivholz.

Ist auf zwei Kanten, meistens auf den Schmalseiten, Hirnholz sichtbar, handelt es sich ziemlich sicher um Massivholz (außer der Plattenhersteller ist so gewieft auf die Stirnseite Hirnholz aufzudrucken).

Falls du dir bei deinem Möbel nicht sicher bist, oder wissen möchtest um welchen Werkstoff  oder welche Holzart es sich genau handelt, kannst du gerne ein Foto schicken oder mit dem Teil im Holzatelier vorbeikommen.

Massivholzplatte mit Hirnholz

Massivholzplatte mit Hirnholz

Baum Querschnitt

Gartenmöbel

Pflegen und reparieren

Gartenbank

Vor allem im Winter, wo die Gartenmöbel nach einer langen Saison im Freien mehr oder weniger gut geschützt ruhen dürfen, ist ein guter Zeitpunkt um sie zu pflegen und zu reparieren.

Eine gute Lagerung vorausgesetzt, im Schuppen, Keller oder der Garage, sind sie jetzt relativ trocken. Das ist eine gute Voraussetzung für eine eventuelle Oberflächenbehandlung oder Verleimung. In beiden Fällen ist es günstig, das Möbel soweit es einfach geht zu zerlegen, um es besser handhaben zu können und auch die sonst schwer zugänglichen Stellen zu erreichen.

Reparieren

Lockere Verbindungen, die neu Verleimt werden sollen, werden gelöst und der alte Leim so gut wie möglich entfernt. Die neue Verleimung sollte unbedingt mit einem geeigneten Leim für den Außenbereich erfolgen. Hier bietet sich z.B. Polyurethan-Leim (PUR-Leim) an, da dieser aufquillt und so auch durch die Jahre entstandene Lücken füllt.

Soll die Oberflächenbehandlung erneuert werden, ist es gut zu wissen womit das Möbel bisher behandelt war. Auch wenn nicht das gleiche verwendet wird ist es gut zu wissen ob sich die alte und neue Oberflächenbehandlung vertragen. In den meisten Fällen wird es Sinnvoll sein, die Oberfläche leicht anzuschleifen, mit Körnung 150-180 (Herstellerangaben beachten!).

Oberfläche

Im Idealfall ist das Holz von selbst gut witterungsbeständig und braucht eine Oberflächenbehandlung höchstens zu optischen Zwecken (z.B. Eiche, Lärche, Robinie,…). Falls nicht, ist trotzdem ein offenporiges und atmungsaktives Oberflächenmittel zu empfehlen (z.B. Öl oder Dünnschichtlausuren auf Ölbasis). Deckende Oberflächenmittel, wie Lacke und Dickschichtlasuren bieten nur solange Schutz, solange sie vollständig intakt sind. Sobald die Oberfläche Risse oder andere Beschädigungen bekommt, was im Außenbereich schnell mal passiert, kann Wasser eindringen aber nicht mehr so gut austrocknen wie bei einer offenen Oberfläche. Dadurch wird das Holz oft schneller kaputt als hätte es gar keinen Oberflächenschutz, bzw. muss die deckende Oberflächenbehandlung öfter kontrolliert und  erneuert werden.

Wenn du Fragen zu deinen Gartenmöbeln hast oder Hilfe beim Reparieren und Renovieren brauchst, wende dich gerne an das Holzatelier oder komm zu den nächsten Projekttagen.

Gartenmöbel
Holz schleifen

Der richtige Schliff

Massivholz richtig schleifen

Oberflächen aus Massivholz und massiven Plattenwerkstoffen werden vor der Oberflächenbehandlung (ölen, lackieren, etc…) geschliffen. Damit werden Verunreinigungen sowie Druckstellen entfernt und eine gleichmäßige Oberfläche hergestellt. Geschliffen werden kann händisch, mit Handmaschinen oder großen, stationären Maschinen.

Für den Grobschliff empfiehlt sich bei weichen Hölzern eine Körnung 100 oder höher. Je härter die Holzart ist, umso feiner sollte bereits der Grobschliff sein (Kö 120 oder höher) damit langes Nacharbeiten vermieden werden kann.

Der Feinschliff erfolgt je nach Oberflächenbehandlung (Herstellerangaben beachten). Er sollte auf jeden Fall immer in Faserrichtung ausgeführt werden. Schleifspuren treten nach einer nicht-deckenden Oberflächenbehandlung meistens stärker hervor.

Zwischen Grob- und Feinschliff sollte in allen Zwischenstufen geschliffen werden (z.B: 100-120-150). Beginnen sie immer mit den Kanten und der am wenigsten sichtbaren Seite und machen sie die Sichtseite zum Schluss!

Schleifpapier